Projekte
Um einen Beitrag zur Weiterentwicklung der medizinischen Ausbildungsforschung zu leisten, verfolgt der Ausschuss verschiedene Projekte in den Bereichen Ethik, Forschungsmethodik und Peer-Review-Prozess.
Ethik in der Ausbildungsforschung der Gesundheitsberufe
Ethische Aspekte spielen, analog zur Forschung am Menschen, auch in der Ausbildungsforschung der Gesundheitsberufe eine zentrale Rolle. In einem Workshop leiteten die Ausschussmitglieder aus bestehenden Leitlinien, etwa der Deklaration von Helsinki, Empfehlungen ab: die klare Trennung von Ausbildungspraxis und Ausbildungsforschung sowie die Einrichtung einer eigenen Ethikkommission. Die Ergebnisse wurden im Positionspapier „Ethik in der Medizinischen Ausbildungsforschung“ (doi: 10.3205/zma000600) veröffentlicht.
Mit der Zeit zeigte sich jedoch, dass das Positionspapier bei zwei Punkten zu kurz greift: 1. Die verwendeten Leitlinien beziehen sich auf die Forschung an Patient*innen. 2. Die Unterscheidung zwischen Ausbildungspraxis und Ausbildungsforschung ist zu ungenau. Beide Punkte wurden in jeweils einem Folgeprojekt aufgegriffen.
Folgeprojekt 1: Ethik
Dieses greift die Frage auf, welche ethischen Aspekte in der Praxis der Ausbildungsforschung zum Tragen kommen. Dazu wurden in einer Literatursichtung Problembereiche identifiziert, in einer Arbeitsgruppe Maßnahmen diskutiert und in Handlungsempfehlungen zum Umgang mit ethischen Aspekten der Ausbildungsforschung in den Gesundheitsberufen überführt. Diese Empfehlungen wurden von Expert*innen aus den Fachbereichen Medizinethik, Psychologie, Pflegewissenschaft, allgemeine Ethik und Rechtswissenschaft kommentiert und anschließend von den Ausschussmitgliedern überarbeitet. Sie erscheinen im Themenheft „Ausbildungsforschung in Gesundheitsberufen“ im GMS J Med Educ 2026.
In den kommenden Jahren wird der Ausschuss gemeinsam mit Partner*innen die Einrichtung einer Ethik-Kommission für Ausbildungsforschung in den Gesundheitsberufen vorantreiben. Hintergrund ist, dass viele Fachzeitschriften der Ausbildungsforschung in den Gesundheitsberufen bei Veröffentlichungen zwingend ein Ethikvotum verlangen, die flächendeckende Begutachtung durch institutszugehörige Ethikkommissionen jedoch nicht gegeben ist, insbesondere wenn die Autor*innen nicht der ärztlichen Berufsordnung unterliegen.
Folgeprojekt 2: Weiterentwicklung der Forschungsmethodik
Aufbauend auf der Empfehlung, zwischen Ausbildungsforschung und Ausbildungspraxis klar zu unterscheiden, wurde durch Mitglieder des Ausschusses untersucht, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Forschung und Evaluation liegen. Trotz aller Bemühungen gelang keine eindeutige Abgrenzung. Stattdessen rückte die Frage „Was ist Medizinische Ausbildungsforschung?“ in den Mittelpunkt. Um zu verstehen, welche Forschungsfragen auf diesem Gebiet relevant sind, wurden in einem iterativen Prozess aus Forschungsartikeln einschlägiger Fachzeitschriften die untersuchten Gegenstände, Forschungsziele und adressierte Forschungstypen extrahiert und Kategoriensysteme entwickelt. Diese gehen über die bisher veröffentlichten Kategorien hinaus und leisten somit einen Beitrag zur Begriffsbestimmung der Medizinischen Ausbildungsforschung. Diese Studie wird im Themenheft „Ausbildungsforschung in Gesundheitsberufen“ im GMS J Med Educ 2026 veröffentlicht.
Über die Jahre hinweg zeigte sich in der Ausschussarbeit, dass die Ausbildungsforschung in den Gesundheitsberufen von verschiedenen Forschungskulturen geprägt ist, die jeweils ihre eigene Perspektive auf die Art und Weise des Erkenntnisgewinns und der Forschungsmethodik mitbringen. Mit dem Themenheft „Ausbildungsforschung in Gesundheitsberufen“ gibt der Ausschuss der großen Bandbreite einen Rahmen. Das Heft wird 2026 im GMS J Med Educ erscheinen.
Qualitätssicherung des Peer-Review-Prozesses beim J Med Educ
Der Ausschuss bietet seit 2013 einen Workshop zur Begutachtung von Manuskripten beim GMS J Med Educ in Kooperation mit der Schriftleitung an, zunächst im Rahmen des Symposiums „Methodik der Ausbildungsforschung“, später während der Tagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung und seit einigen Jahren als synchronen Online-Kurs. Der Kurs wird ständig weiterentwickelt und im März 2026 erstmalig als Online-Kurs mit asynchronen Selbstlerneinheiten und einer synchronen Übungs- und Austauschphase im Rahmen der Winter School des Ausschusses angeboten. Die Inhalte des Kurses werden auf Grundlage von Feedback regelmäßig angepasst und aktualisiert.
Grundlage für diesen Kurs und für den Begutachtungsprozess sind Arbeiten des Ausschusses. So wurde in Zusammenarbeit mit den Herausgeber*innen des GMS J Med Educ ein Formular zur Begutachtung von Manuskripten der GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung entwickelt und im Online-Begutachtungssystem implementiert. Die Inhalte wurden als Empfehlung zur Begutachtung eines Manuskriptes zur Ausbildungsforschung in der GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung veröffentlicht (doi: 10.3205/zma000712).
Da das im Online-Begutachtungssystem hinterlegte Formular ursprünglich für Forschungsartikel entwickelt wurde, führte seine Nutzung während des Reviewprozesses bei anderen Artikeltypen zu Unsicherheiten. Besonders beim Artikeltyp Projektberichte im GMS J Med Educ meldeten Peer-Reviewer*innen Unklarheiten über den Zweck des Artikeltyps und wünschten klare Ablehnungskriterien. Daraufhin erhielt der Ausschuss vom Herausgeber*innen-Gremium den Auftrag, entsprechende Kriterien zu entwickeln. Das Ergebnis wurde im Artikel Entwicklung von Begutachtungskriterien für Projektberichte und How to… im GMS J Med Educ (doi: 10.3205/zma001691) veröffentlicht.